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Alexandra Schiesser, PH Zug

Grundsätzlich ist es eine Entscheidung der Eltern, welche Sprachen zu Hause gesprochen werden. Für einen guten Start in den Kindergarten hilft es dem Kind, wenn Kontakte zu deutschsprachigen Kindern z.B. in einer Kita, einer Spielgruppe oder im Quartier ermöglicht werden Wichtig ist es, behutsam auf Augenhöhe mit den Eltern zu kommunizieren und ins Gespräch über die familiäre Sprachensituation zu kommen, um ungefragte, oft zu pauschale und defizitorientierte Ratschläge zu vermeiden. Das Thurgauer Sprachenkonzept gibt die Empfehlung: «Wichtig ist dabei, dass die Eltern in ihrer stärksten Sprache mit dem Kind sprechen». Was aber sind die stärksten Sprachen der Eltern? In vielen Familien ist dies leicht zu sagen; in anderen ändert sich dies im Lauf des Lebens, wenn etwa eine Familiensprache mangels Sprachkontakten allmählich von der «stärksten» zur «schwächeren» Sprache wird. In der zweiten Migrationsgeneration ist es zudem häufig schwer zu sagen, ob die Landessprache oder Migrationssprachen die «stärksten» Sprachen sind. Oft entwickelt sich je nach Situation eine andere «stärkste Sprache»; im familiären Sprechen über die Schule im Thurgau wird z.B. Schweizerdeutsch gesprochen, Wörter wie «Sek-Übertritt» oder «Skiferien» sind vermutlich ohnehin nur auf Deutsch bekannt. Bei anderen Situationen wie Trösten oder Schimpfen oder im Gespräch über den Familienurlaub kann hingegen die Ausdrucksmöglichkeit in nicht deutschen Familiensprachen grösser sein. Zudem ist oft der Wunsch vorhanden, diese Familiensprachen zu pflegen, um den Kontakt zu Verwandten aufrechtzuerhalten. 

In solchen Konstellationen könnte die Empfehlung, die stärkste Sprache zu sprechen, eher bedeuten, die für die jeweilige Situation «stärkste(n) Sprache(n)» zu sprechen. Das bedeutet, Sprache(n) so zu verwenden, dass eine differenzierte und reichhaltige Kommunikation in der Familie ermöglicht wird, dass detailreich von Erlebnissen berichtet werden kann, Sachverhalte genau erklärt werden, Standpunkte überzeugend vertreten und Geschichten lebendig erzählt werden. Kinder sollten dabei selbst entscheiden können, welche Sprache(n) sie im Gespräch mit den Familienangehörigen verwenden.