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Vera Mundwiler, PH Zug/PH ZH

Beziehungsgestaltung im Elterngespräch

Beziehungsgestaltung kommt immer zum Tragen, wenn Menschen miteinander im Gespräch sind – in einem schulischen Elterngespräch, in einem privaten Gespräch unter Freunden, in einem Verkaufsgespräch im Fachgeschäft oder in einer Teambesprechung. Es geht grundsätzlich um ein Rollenverständnis und um die Frage, wie auf potenzielles Vorwissen oder auf Erwartungen des Gegenübers eingegangen wird und welche Erwartungen man auch selbst an die Gesprächsteilnehmenden hat. Viel hat somit auch mit der eigenen Haltung und Erwartungshaltung zu tun
 

Beziehungsgestaltung kann als eine grundlegende Facette kompetenter Gesprächsführung betrachtet werden. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick. Das Münchner Modell nach Gartmeier et al. (2011) und Gartmeier (2018) unterscheidet im Elterngespräch drei Kompetenzfacetten: Beziehungsgestaltung, Problemlösung und Gesprächsstrukturierung. Bei der Beziehungsgestaltung geht es um eine Haltung, die von Wertschätzung geprägt sein sollte und so eine professionelle Kommunikation auf Augenhöhe ermöglicht. Dennoch bestehen selbstverständlich Asymmetrien, die das Rollenverständnis und die Beziehung beeinflussen können. So verfügen Lehrpersonen, Eltern und Schüler:innen über je unterschiedliches institutionelles, fachliches, pädagogisches und didaktisches Wissen. Geht man nun davon aus, dass die Kompetenzen und Zuständigkeiten klar trennbar sind, so würde man erwarten, dass tendenziell wenige Probleme im Bereich der Beziehungsgestaltung auftreten. Oftmals ist das aber nicht so einfach und es werden Kompetenzen in Frage gestellt oder Forderungen aufgestellt. Dann werden die Fähigkeiten der Beziehungsgestaltung besonders gefordert.
 

In Gesprächen werden insbesondere die Gesprächsränder – also Gesprächseröffnung und -beendigung intensiv für die Beziehungsgestaltung genutzt. Durch small talk und einen eher informellen Austausch wird gemeinsam eine wohlwollende Atmosphäre geschaffen.
 

Die folgenden Beiträge vertiefen die Thematik und zeigen Handlungsoptionen auf, um die eigene Gesprächsführung im Bereich der Beziehungsgestaltung zu professionalisieren.

Quellen:

Gartmeier, Martin (2018): Gespräche zwischen Lehrpersonen und Eltern. Herausforderungen und Strategien der Förderung kommunikativer Kompetenz. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Gartmeier, Martin / Bauer, Johannes / Fischer, Martin R. / Karsten, Gudrun / Prenzel, Manfred (2011): Modellierung und Assessment professioneller Gesprächsführungskompetenz von Lehrpersonen im Lehrer-Elterngespräch. In: Zlatkin-Troitschanskaia, Olga (Hrsg.): Stationen Empirischer Bildungsforschung. Traditionslinien und Perspektiven. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 412–424.