Scroll

Alexandra Schiesser, PH Zug

Eine junge Thurgauerin, die Albanisch und Deutsch spricht, nennt einen wichtigen Grund für ihren Bildungserfolg: Eine Lehrerin in der Sek I hat ihr viel zugetraut und wollte, dass sie zeigt, was sie kann. Dies ist kein Einzelfall: Hohe Leistungserwartungen von Lehrpersonen (nicht nur) an mehrsprachige Kinder führen zu höheren Leistungen; niedrige Leistungserwartungen hingegen führen zu schlechterer Leistung und Beurteilung. Wichtig ist neben der Förderung der Schulsprache Deutsch vor allem die Akzeptanz von weiteren Erstsprachen. Im Thurgauer Sprachenkonzept heisst es: «Für zwei- oder mehrsprachige Kinder ist die Wertschätzung der Erstsprachen durch die Schule von hoher Bedeutung. Sie stärkt deren (sprachliche) Identität. Ebenso erleben die Kinder die Mehrsprachigkeit als eine Ressource, welche für die Bewusstheit für weitere Sprachen und das Sprachenlernen genutzt werden kann.» Das Sprechen von Erstsprachen sollte in den Klassen erlaubt sein. Eine Studie zeigt: Wenn Kinder im Unterricht ihre Erstsprachen sprechen, ist es oft zum Nachfragen und Erklären, wenn sie etwas nicht verstanden haben, zum Zählen und Rechnen oder zum lauten Denken. Mehrsprachigkeit im Regelunterricht zu akzeptieren und einzubeziehen kann den Deutscherwerb unterstützen und ist auch für einsprachige Kinder kompetenzfördernd. Der Lehrplan 21 führt etwa im Fach Deutsch, Kompetenzbereich Sprache(n) im Fokus, folgende Kompetenz auf: «Die Schülerinnen und Schüler können Sprache erforschen und Sprachen vergleichen». Dies kann z.B. durch den Vergleich von Texten in verschiedenen Sprachen geschehen (siehe auch Online-Literaturverzeichnis), wie in Lehrmitteln bereits vorgesehen. Wichtig ist dabei, Kinder nicht gegen ihren Willen vor der Klasse als mehrsprachig zu «outen» («Sing doch ein türkisches Lied!»). Es besteht die Möglichkeit, dass sie sich dadurch als «fremd» dargestellt fühlen oder dass ihnen die nicht deutsche Familiensprache in einem üblicherweise deutschsprachigen Kontext nicht sofort präsent ist.